Interview mit dem Landestrainer zum Länderpokal der Junioren

22. April 2016

Wie siehst Du die Chancen für NRW beim Länderpokal der Junioren 2016?
Wir gehen als Titelverteidiger in das Turnier, und müssen damit die Favoritenrolle einnehmen. Wir haben mehr Spieler in der engeren Auswahl als je zuvor, und haben zuletzt 10 Nationalspieler in Barcelona zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, wie jedes Jahr, das Finale zu erreichen.
Wie setzt sich der Kader zusammen?
Da es sich um Leistungssport handelt, gehen wir in erster Linie nach Qualität des Spielers. Allerdings ist es auch unsere Aufgabe junge Spieler auf die Zukunft vorzubereiten. Konkret bedeutet das 2016, dass wir nur Spieler der Jahrgänge 1998 und 1999 mitnehmen werden, die als Leistungsträger fungieren. Athleten des Jahrgangs 1998 fallen altersbedingt 2017 aus dem Kader. Gleiches gilt für den Jahrgang 1999, wenn sich unsere U18 Nationalmannschaft nicht für die Weltmeisterschaft 2017 qualifizieren sollte. Wir werden entsprechend einige Spieler des Jahrgangs 2000 bereits dieses Jahr als vorbereitende Massnahme für 2018 in den Kader aufnehmen.
Warum fallen die 1999er Jahrgänge raus, wenn die Spieler 2017 noch bei den Junioren im Ligabetrieb spielen dürfen?
Der Länderpokal dient als Sichtungsmassnahme für die Juniorennationalmannschaft. Wenn also 2017 weder eine EM noch WM stattfindet, erfüllt der 18-jährige Athlet die Funktion des Turniers nicht. Er wäre bei der EM 2018 nicht spielberechtigt.
Wie stehst du zu dieser Regelung? Ist sie sinnvoll?
Die Regelung war in der Vergangenheit sinnvoll, bevor die Vereine und Coaches so gut vernetzt waren. In den Jahren 1996-2010 wurde man durchaus von Spielern auf dem Turnier überrascht, die man nicht kannte. Mittlerweile sind die Netzwerke praktisch lückenlos. Die DBA nimmt dabei eine Hauptrolle ein. Spieler, die an den Sommercamps teilnehmen, werden bei guten Leistungen durch Förderprogramme unterstützt und spielen weltweit auf Turnieren um Titel. Es gibt also kaum unbekannte Spieler, die aus strukturschwachen Programmen oder Regionen kommen, beim Länderpokal auftauchen und das Turnier aufmischen.
Heute wäre es sinnvoller alle Junioren auf dem Turnier zuzulassen. Damit würde das Spielniveau steigen, auch die „schwächeren“Landesverbände wären durchaus wettbewerbsfähiger. Das wäre ein zeitgemässer Ansatz um Baseball voran zu bringen.
Wie kommt es, dass der Juniorenkader im Gegensatz zum Schülerkader von den Untouchables dominiert wird?
Das Sportinternat in Paderborn rekrutiert ab dem 15. Lebensjahr. Die Spieler sind also zu diesem Zeitpunkt am Ende ihrer letzten Saison als Jugendspieler. Die meissten Rekruten sind Jugendnationalspieler aus anderen Bundesländern. Es ist eine Mischung aus eigenem Nachwuchs und rekrutierten Talenten. Insgesamt kommen neun der aktuell 10 Nationalspieler aus Paderborn. Bei den Schülern wird selbstverständlich nicht von Vereinsseite rekrutiertJ Man kann die Entwicklung mit den Unterschieden bei der Vereinszugehörigkeiten der Athleten auch anhand der Spielerlisten der Nationalmannschaften Jugend und Junioren vergleichen. 20 Spieler, viele verschiedene Vereinszugehörigkeiten; bei den Junioren steht fast ausschliesslich Paderborn, Mainz oder Regensburg bei gleichbleibenden Spielernamen.
Wie schätzt du die anderen Vereine und ihre Nachwuchsarbeit ein?
Wir beobachten positive Entwicklungem in Solingen und Bonn, bezugnehmend auf den Spitzensport wohlgemerkt. Da wurde der Nachwuchs für kurze Zeit vernachlässigt, das ist aber schon ein paar Jahre her. Leider schiebt man eine solche Jahrgangslücke als Verein jahrelang vor sich her. Köln leistet vorbildliche Nachwuchsarbeit. Die jungen Spieler bekommen hier sogar Bundesligaeinsätze. Das freut mich als Landestrainer ganz besonders, da das Spielniveau ab dem Halbfinale beim Länderpokal dem Bundesliganiveau entsprechen kann, je nachdem auf wen man trifft. Spätestens im Halbfinale haben die Positionsspieler, die nicht in einer DBV Liga eingesetzt werden, keine Chance mitzuhalten.
Wann wird der Kader bekanntgegeben?
Wir veröffentlichen zunächst einen 30-Mann-Kader. Das sollte in den kommenden Tagen geschehen. Diese Spieler erhalten von uns auch einen Schulbefreiungsantrag. Der endgültige 20-Mann-Kader wird in der Woche vor Pfingsten veröffentlicht.
Gibt es eine Botschaft, die du den Vereinen und Spielern mitgeben willst?
Ja! Wer Leistungssport betreiben will, und das trifft nicht auf sehr viele zu, muss ein ein hohes Mass an Opferbereitschaft haben, der wir im Alltag des Normalverbrauchers nicht begegnen. Wenn wir als Coaches Anrufe dieser Natur erhalten: „Mein Sohn kann heute nicht kommen, weil er seinen Freund besucht / der Cousin Geburtstag hat / Fahrschule stattfindet etc.“, dann ist das nicht vereinbar mit den Anforderungen, die der Leistungssport abverlangt. Schule und Sport müssen im Vordergrund stehen, und sind allen anderen Bereichen ausnahmlos unterzuordnen! Das klingt hart, aber Leistungssportler zeichnen sich durch Kompromislosigkeit aus; darin liegt der Erfolg begründet. Das ist weder sexy, noch populär – und entsprechend nicht Jedermanns Sache. Jeder darf davon träumen in einer Elite mitzuspielen, den Preis dafür zahlen die Wenigsten. Diese Wenigen sind relativ leicht zu identifizieren. Übrigens, diese Spieler sind bereits daran zu erkennen in welchen Ligen sie der Verein einsetzt…